Basilika Mondsee ab 1470: Lang waren die Fresken im Netzrippengewölbe übermalt und somit geschützt - bis man sie 1953 freilegte. Der Blick in den Himmel war wieder möglich. Es sind vor allem florale Motive, die sich an den Nahtpunkten der Rippen als Äste und Zweige kunstvoll ranken. Die phantasievolle Ausführung ist verbunden mit einer klaren Ordnung. Entlang der Mttelachse verläuft die Spiegellinie und die Sonne(nblume) bildet die Mitte - weil alles eine Mitte braucht. Deshalb muss es der Blick ins Paradies sein - wenn man nach oben blickt.
Totentanz in der Krypta von Stift Altenburg: Wozu dieser üppige Raum am tiefsten Punkt des Klosters? Ein Ineinander und Miteinander von Todes- und Lebenssymbolen, mit verspielter Leichtigkeit in einer phantasievollen vegetabilen Welt. Blitzt da möglicherweise das Paradies auf? Alle sind betroffen von der Vergänglichkeit, der Konstante des Lebens. Auch wenn wir alles tun, um ihr zu entkommen, werden wir ständig umtänzelt.
Die Sehnsucht des Bootes nach dem Wasser: Viele Menschen waren vor dem Lockdown unterwegs zu den Gosauseen. Es ist bereits kalt. Noch werden Getränke im Brunnentrog gekühlt. In der Uferwiese liegen Boote. So auch dieses. Ausgedient, dem Zerfall preisgegeben. Es bleibt die Erinnerung an vergangene Tage, die Sehnsucht nach dem Wasser. Nach der eigentlichen Bestimmung. Einer Sehnsucht der niemand entkommt.
Kaddish/Kollegienkirche Salzburg: Zum 2. Mal findet 2020 in der Kollegienkirche das Gedenken zum 9. November 1938, den Novemberprogromen statt - diesmal in Stille. Man kann angesichts der Geschehnisse ohnehin nur verstummen oder schreien - sprachlos werden, aber man darf es nicht. Heute schon gar nicht, das mahnen auch die Stolpersteine ein. „Principiis obsta“ - wehret den Anfängen (Ovid).
Frauenkirche/ Dom zu Unserer Lieben Frau - München: 1494 - zur Einweihung hätte es bereits Stieglbier geben können, wenn sie nicht in München gewesen wäre. Die Säulen und die Höhe ziehen den Blick nach oben. Leichtigkeit, Eleganz und Kleinheit wird vermittelt. Ausnahmsweise gilt es nicht am Boden zu bleiben, sondern sich mitnehmen lassen zum Höhenflug. Dazu muss man Ballast abwerfen - nur so kann man höhersteigen - auch im Leben.
Kollegienkirche: Ostern 2021
Michael Kos: Traklhaus